St. Pankratius-Kindergarten bekommt zweite Krippengruppe

Kleinkinder im Sandkasten mit SchaufelnOchsenwerder will wachsen und Ochsenwerder wächst! Abzulesen ist das auch an der steigenden Zahl neuer Erdenbürger im Dorf. Am deutlichsten zu spüren bekommen das Marita Sannmann und ihr pädagogisches Team im St. Pankratius-Kindergarten: Dort wuchs die Warteliste für einen Krippenplatz in den letzten Monaten ungewöhnlich schnell an. Darum wird ab September, nach den Kindergartenferien, eine zweite Krippengruppe eingerichtet – und auch die ist bereits voll besetzt.
Nachdem noch vor zwei Jahren eine ausgeprägte Flaute an nachrückenden Kindern herrschte, ist zurzeit eine überraschend starke Zunahme der Kinderzahl zu sehen, für die Eltern einen Kindergartenplatz suchen. Dieser Trend ist allgemein in Hamburg zu beobachten, erst recht in Ochsenwerder, das ja zudem auch bewusst um den Zuzug junger Familien wirbt. Weil die Warteliste für einen Krippenplatz lang und länger wurde, musste Marita Sannmann, Leiterin des Ochsenwerderaner Gemeinde-Kindergartens, jetzt handeln und eine zweite Krippengruppe ins Leben rufen. Die hat ihr Maximum von 16 Kindern auch schon erreicht und ist ebenfalls voll besetzt, die Warteliste existiert also weiter.

Die dreiwöchigen Kindergartenferien in diesem Sommer wurden genutzt, um das Haus an der Ochsenwerder Graumanntwiete 5, das der Gemeinde gehört, baulich auf die neue Gruppe vorzubereiten. Eine Wand wurde durchbrochen und eine Tür eingesetzt, um die Räume der beiden Krippengruppen zu verbinden. Es wurde noch ein Baby-WC eingebaut und der neue Gruppenraum für die kommenden Kinder passend möbliert und mit Spielzeug ausgestattet.

Als Krippenkinder gelten Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren. Im St. Pankratius-Kindergarten werden Kinder ab 11 Monaten aufgenommen. Das pädagogische Konzept zur Eingewöhnung an die neue Umgebung richtet sich nach dem »Berliner Modell«, nach dem die Mutter/der Vater anfangs noch beim Kind in der Gruppe bleibt und diese gemeinsame Zeit sukzessive immer weiter reduziert wird, bis das Kind sich an die Erzieherin gewöhnt hat und auch ohne Elternteil in der Gruppe isst und schläft, ohne zu weinen.

Die pädagogische Arbeit mit den Krippenkindern übernehmen hier eine speziell für diese Altersgruppe ausgebildete Erzieherin und eine Musikpädagogin. Frühe Bildung ist eine wichtige Komponente im Gemeindekindergarten, denn in den ersten Lebensjahren wird der Grundstein für die lebenslange Entwicklung der kleinen Menschen gelegt. Dazu gehören Sprachentwicklung, Körpererfahrung und Musik genauso wie Vertrauen zu den Bezugspersonen und zu sich selbst.

Da wird zum Beispiel die Körpererfahrung gelebt, indem die Kinder sich über und über mit Rasierschaum beschmieren und ihren Körper fühlen können. Ums Anfassen und Fühlen geht es auch beim Basteln mit zerschnipseltem Zeitungspapier und Tapetenkleister (Pappmaché) oder mit Knete, den die Kindergärtnerinnen aus Mehl, klaremWasser und Lebensmittelfarbe selbst herstellen.

Musik ist ein weiteres zentrales Element der Erziehung und dies nicht erst, seit bekannt ist, dass Musik im frühen Kindesalter ausschlaggebend an der Ausbildung des Gehirns beteiligt ist. Es wird ganz oft gesungen und auf Instrumenten gespielt und beim kommenden 3. Adventskonzert des Kindergartens am 2. Dezember 2011 dürfen die Kleinen zuschauen und sehen, was sie später selbst tun dürfen, nämlich selbst am Konzert mitwirken.

Bewegung wird ganz groß geschrieben. Da gibt es einen krippeneigenen Spielplatz und, für schlechtes Wetter, einen Kriechtunnel, einen Schwebebalken, eine Rutsche und dergleichen mehr im Gruppenraum. Spaziergänge mit dem Krippenwagen sind an der Tagesordnung, so oft das Wetter es zulässt, und einmal im Jahr machen die Kinder einen Ausflug gemeinsam mit Erzieherinnen und Eltern.

Für Marita Sannmann, langjährig erfahrene Kindergartenleiterin, ist es zuweilen schwierig, das Angebot dem Bedarf anzupassen. Schon lange beobachtet sie die Unwägbarkeiten der demografischen Entwicklung, die in relativ kurzen Phasen zwischen hohem und niedrigem Aufkommen an nachkommenden Kindern pendelt. Dazu komme, so berichtet sie, das Problem der Erziehungsgutscheine, die es in Hamburg seit einiger Zeit gibt. Dieser Umstand bringe es mit sich, dass sie nicht mehr wie früher langfristige Personalplanung betreiben könne, sondern nur kurzfristig für den jeweils aktuellen Bedarf auf Monatsbasis, denn nur für diesen, durch aufwändige Dokumentation nachgewiesenen Bedarf zahlt das Bezirksamt der Kirchengemeindeverband Hamburg-Ost die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter. Eine höchst problematische Situation, denn dadurch könne auch kein Puffer mehr vorgehalten werden, weder für krankheitsbedingte Ausfälle noch für die immer mehr werdenden obligatorischen Fortbildungen und Gruppenbesprechungen und schon gar nicht für die Zeit, die der zunehmende Dokumentationsaufwand erfordert. Bezahlt werden nur die reine Erziehungsarbeit am Kind, nicht aber die zusätzlichen Aufgaben. So kommt es wie in allen anderen Branchen auch hier immer häufiger vor, dass unbezahlt gearbeitet wird.

Beklagenswert sei auch, so Sannmann weiter, der eklatante Personalnotstand. »Es gibt einfach nicht mehr genügend Erzieher und Erzieherinnen. Der Beruf ist unattraktiv geworden.«, weiß sie. Da ist zum einen die aufwändige Ausbildung, die vergleichsweise schlecht bis gar nicht bezahlt wird. »Jeder Handwerkslehrling bekommt von Anfang an Lehrgeld. Nicht so angehende Erzieher.« Auch die Berufsaussichten sind nicht rosig. Zwar gibt es mehr als genügend Stellen, aber die Arbeitsverträge sind heutzutage schlecht. Vollzeitstellen werden kaum bewilligt und befristet sind die Verträge meist auch noch. Welcher junge Mensch mit klarem Verstand, der vor seiner Berufsentscheidung steht, lässt sich schon freiwillig auf so einen vergleichsweise schlecht bezahlten Beruf mit kurzfristigen Arbeitsverträgen ein.

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