Schönheitskur für den Neuengammer Durchstich

Vorbereitung eines Spülfeldes am Neuengammer DurchstichSchweres Gerät rückte vor einigen Tagen am Neuengammer Hinterdeich an und machte sich auf der Wiese zu schaffen. Die Grasnabe wurde abgehoben, die oberste Erdschicht zu einem rechteckigen Wall zusammengeschoben: Ein Spülfeld ist entstanden mit einem Volumen von ca. 17.000 Kubikmetern.

Wie schon letztes Jahr avisiert, soll der Neuengammer Durchstich entschlammt werden. Das Spülfeld nahe der Einmündung des Durchstichs in die Gose-Elbe ist der erste Schritt; demnächst kommt der Cutter-Bagger und beginnt, den Schlamm aus der Kanalmitte zu saugen und in dieses Spülfeld zu pumpen. Nach 4 bis 5 Wochen soll die Maßnahme abgeschlossen sein, wie Uwe Wehling vom Bergedorfer Fachamt für das Management des öffentlichen Raums angab.

Der Neuengammer Durchstich ist ein künstlich angelegter Kanal, der die Dove- und die Gose-Elbe miteinander verbindet. Er verläuft parallel zu und einige hundert Meter westlich des Kirchwerder Landweges. Ursprünglich hatte er den Sinn, die Schiffverbindung zwischen den Vierländer Erzeugergebieten und Hamburg zu verkürzen. Die Zeit, als die Vierländer Ewer hier entlang fuhren, ist Vergangenheit; heute wird der künstliche Wasserlauf gern von Kanuwanderern und Paddlern genutzt und hat sich mit seinen inzwischen dicht bewachsenen Uferstreifen zu einem wertvollen Biotop für Flora und Fauna entwickelt.

Naturgemäß verlanden solche Wasserbiotope mit der Zeit, so dass der Mensch ab und zu ordnend eingreifen muss. Geplant ist die Entschlammung des Neuengammer Durchstichs schon länger. Bereits 2010 hieß es – in Vorbereitung auf das Jahr der Internationalen Gartenschau igs 2013 – im Aktionsprogramm Vier- und Marschlande (PDF):
»Aus dem Konjunkturprogramm hat der Bezirk zusätzliche Mittel erhalten, um die Be- und Entwässerungssituation in den Vier- und Marschlanden zu verbessern. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der EU. Sie legt den Mitgliedsstaaten auf, die Gewässer naturnah zu gestalten, die Durchlässigkeit für Flora und Fauna herzustellen und die Gewässerqualität zu verbessern.
Bis 2013 werden im Bezirk:
  • Schöpfwerke, Pumpen, Brücken und Durchlässe instandgesetzt und modernisiert,
  • Gose-Elbe, Neuengammer Durchstich, Neue Brookwetterung und weitere Gräben und Gewässer entschlammt,
  • Sammelgräben grundinstandgesetzt,
  • Uferbereiche naturnah gestaltet.«

Im Juli hatte das Bezirksamt Bergedorf die nötigen Arbeiten im AMTLICHER ANZEIGER (PDF) ausgeschrieben: »Die Entschlammung des Neuengammer Durchstichs auf einer Länge von etwa 2800 m, Herstellung eines Spülfeldes, Nassbaggerarbeiten mit Cutterbagger, Errichtung und einer Wasseraufbereitungsanlage.« Den Auftrag zur Durchführung bekam die Firma Heinrich Weseloh.

»Die Entschlammung wird im sog. Cutter-Bagger-Verfahren durchgeführt.«, sagte Frau Karsten vom Fachamt für das Management des öffentlichen Raumes. Dabei werde nur die Mittelrinne ausgebaggert, die wertvollen Uferstreifen werden nicht angetastet. Während sich der Bagger die 2,8 Kilometer lange Strecke entlang arbeitet, wird das Rohr, das den ausgebaggerten Schlamm zum Spülfeld transportiert, sukkzessive verlängert.

Aber bevor der Schwimmbagger aktiv wird, muss eine spezielle Wasseraufbereitungsanlage am Spülfeld gebaut werden. Diese entzieht dem abgesaugten Schlamm den größten Teil des Wassers, bereitet es auf und pumpt es denn in die Gose-Elbe. »Da die Gose tiefer als das Spülfeld liegt, besteht keine Gefahr, dass das dahinter liegende Gelände vernässt.«, versicherte Herr Wehling.

Übrig bleiben werden rund 5.000 Kubikmeter organische Materialien, die auf dem Spülfeld verbleiben sollen. Das würde eine Erhöhung des Geländes dort um maximal 20 Zentimeter geben, so sei es in der Baugenehmigung auch fixiert, informierte Frau Karsten. Zwei Jahre soll der Boden dort lagern, dann auf eventuelle Schadstoffe untersucht werden und, sofern unbelastet, als fruchtbare Erde auf Äcker verbracht werden.

Die Vegetationsschicht, die ursprünglich die Wiese bedeckt hat, ist zurzeit zwischengelagert und soll ganz am Schluss der Maßnahme wieder an Ort und Stelle kommen

Eine ganz wichtige Teilmaßnahme jedoch findet relativ unbemerkt statt, während ganz auffällig die Wasseraufbereitungsanlage gebaut wird. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass überhaupt im Wasser gearbeitet werden darf: Das Einsammeln der Fische und der großen Mollusken (Muscheln, Schnecken) aus dem Wasserlauf. Denn die könnten dem starken Sog des Baggers nicht aus eigener Kraft widerstehen und wären unweigerlich dem Tod geweiht. Wenn der Bagger fertig ist, dann werden die Tiere wieder in ihr angestammtes Revier entlassen.

Bei Kanuten und Paddlern beliebt: Der Neuengammer Durchstich bietet wildromantische Anblicke mitten in der Natur.
Bei Kanuten und Paddlern beliebt: Der Neuengammer Durchstich bietet wildromantische Anblicke mitten in der Natur.



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