In Krümmel und anderswo: Zwischenfälle in Atomkraftwerken

Stillgelegtes KK Krümmel, Winter 2010
Kaltgestellt, aber noch lange nicht abgekühlt: KK Krümmel im Winter 2010
Wie die Atomaufsicht in Kiel mitteilte, hat es am 31. August 2011 schon wieder ein meldepflichtiges Ereignis im Kernkraftwerk Krümmel gegeben. Ein Relais in einer Baugruppe des Reaktorschutzsystems funktionierte nicht. Die Fehlfunktion war bei einer wiederkehrenden Prüfung aufgefallen.

Die Baugruppe, in der dieses Relais seinen Dienst tun sollte, hat die Aufgabe, einen gefährlichen Druckanstieg in der Abfahrkühlleitung durch das Schließen von Armaturen zu verhindern. Ein Ausfall der Baugruppe bei einem tatsächlichen Druckanstieg hätte keine Auswirkungen gehabt, sagt die Atomaufsicht, da die Abfahrkühlleitung durch andere, unabhängige Maßnahmen geschützt gewesen sei. Die Baugruppe wurde ausgetauscht und wird untersucht. Die Atomaufsicht hat unabhängige Sachverständige zur Klärung der Schadensursache hinzugezogen.

Der Atomreaktor in Krümmel ist zwar nicht am Netz, doch er ist weiterhin mit Brennstäben bestückt, die unablässig gekühlt werden müssen. Im Rahmen des deutschen Atomausstiegs wurde auch beschlossen, dass Krümmel nie wieder angefahren werden soll. Der Abbau des überflüssigen Meilers wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Wie lange das Zwischenlager weiter bestehen soll, das sich ebenfalls auf dem Kraftwerksgelände in Krümmel bei Geesthacht befindet, ist noch nicht bekannt.

Indessen wüten die Überreste der havarierten Atomkraftwerke im japanischen Fukushima weiter vor sich hin und es gibt keine Chance, das Unglück schnell in den Griff zu bekommen. Unkontrollierbar strömen täglich unvorstellbare Mengen an radioaktiven Isotopen in die Umwelt. Teile der japanischen Hauptinsel Honshu sind schon jetzt unbewohnbar. Seit über einem Vierteljahr umkreist die radioaktive Wolke die Nordhalbkugel und verteilt das Gift über den Globus. Die US-amerikanische Westküste ist deutlich vom Fallout betroffen, Böden, Gras und Milch enthielten dort schon im Juni bedenklich hohe Becquerelmengen.

Die radioaktive Verseuchung der Meere hat bestürzende Ausmaße erreicht und sie wird weiter zunehmen. Das ins Meer eingeleitete Kühlwasser aus Fukushima und das Grundwasser, mit dem der durchgeschmolzene Atombrennstoff in Kontakt gekommen ist, trägt ungeheure Mengen an Radioaktivität in den Pazifik. Längst hat das atomare Gift die Nahrungsketten (PDF) erreicht und es ist keine Verschwörungstheorie oder Panikmache, wenn seriöse Wissenschaftler Millionen von Toten durch die unkontrollierbare Atomkraft prognostizieren.

Im US-Bundesstaat Virginia untersuchen derzeit Regierungsinspektoren die Schäden am Atomkraftwerk »North Anna«, dessen Fundamente letzte Woche bei einem Erdbeben der Stärke 5,8 in Mitleidenschaft gezogen worden sein könnten. Dort hat das Beben auch 25 der 27 Stahlbehälter für abgebrannte Brennstäbe verschoben und deren Fundamente teilweise beschädigt. Laut Behörden sei aber keine Radioaktivität ausgetreten.

Fortschreibung der Krümmel-Pannenstatistik
02.11.2011 | Vattenfall muss den Ausfall eines der sechs Notstromaggregate melden. Drei Aggregate werden nach Berechnungen der Ingenieure mindestens benötigt, um die durchgehende Kühlung der Brennstäbe im Notfall zu sichern.

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