Windparkbetreiber will über Repowering aufklären

Storchen-Windrad-Statistik seit 1991
Die Zahl der Störche in den Vier- und Marschlanden nimmt anscheinend unbeeinflusst von den Windrädern zu.
In diesen Tagen flatterte ein Schreiben der NETOHG in 900 Briefkästen in Alten- und Neuengamme. »Der fortschreitende Klimawandel und die fehlende Akzeptanz der weiteren Nutzung der Kernenergie verlangen nach einer vollständigen Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien.«, schreiben Klaus Soltau und Jens Heidorn darin und listen noch einmal die Hauptpunkte ihrer aktuellen Planungen auf. Die beiden Inhaber der Bergedorfer Windkraftfirma wollen damit einige Sachinformationen zurück ins Gedächtnis rufen, die zum Teil durch gezielte Desinformation in den letzten Wochen und Monaten vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten sind.

Mit teils doch eher fragwürdigen Methoden gehen Gegner des Repowering vor, um den Neubau von WKA (Windkraftanlagen) in den Vier- und Marschlanden zu diskreditieren. So verteilten Mitglieder der BI-W-Ag (»Bürgerinitiative Windkraft Altengamme«) unlängst Flugblätter in der lokalen Grundschule, trotz Verbot durch die Schulleiterin Dorit Brandt, die sich über die heimliche Auslage von Flugblättern in ihrer Schule äußerst empört zeigte: »Die Schule muss frei bleiben von politischer Einflussnahme!« Im Kirchenvorstand von St. Nicolai sind nicht alle froh über die Spaltung, die in der Gemeinde wegen der Windkraft betrieben wird zu beobachten ist. Einen ausgewogenen Dialog lehnen die lokalen Akteure gegen höhere Windräder offenbar ab; das zeigte sich, als sie am 4. Juni 2012 gleich mehreren Bürgern wegen ihrer fehlenden anti-Repowering-Haltung die Teilnahme an der öffentlichen BI-W-Ag-Sitzung verwehrten. Darunter auch Klaus Soltau, Einwohner von Altengamme, der mit seinem Kompagnon Jens Heidorn nun mit erwähntem Anwohneranschreiben ein Wörtchen mitreden und mit einigen Irrtümern aufräumen will.

»Wir planen Anlagen mit einer Nennleistung von jeweils ca. 2.000 KW und 100 Meter Nabenhöhe. Die Gesamthöhe bis zur Flügelspitze beträgt ca. 150 Meter.«, stellt die NETOHG darin als erstes klar und schiebt Befürchtungen, dass sie in ländlichen Windparks heimlich mehr als 100 Meter Nabenhöhe planen, einen Riegel vor. G leichwohl hat die HAW auch schon klargemacht, dass sie im vierten, neu einzurichtenden Windpark Curslack Nabenhöhen um die 120 Meter oder mehr (Gesamthöhen mind. 180 Meter) anstreben, also Höhen, für die die zuständige Umweltbehörde bis dato kein Umweltverträglichkeitsgutachten veröffentlicht hat.

Der Vorschlag der CDU, Anlagen mit gleicher Leistung, aber nur 70 Meter Nabenhöhe zu errichten und auf die Weise eine größere Akzeptanz zu erreichen, greift zu kurz, denn diese würden nur etwa halb so viel Strom erzeugen und wären deswegen in den Vier- und Marschlanden nicht wirtschaftlich zu betreiben: Keine Bank würde ein solches Projekt finanzieren, denn das wäre verpulvertes Geld.

Zu der Frage, wie laut die geplanten Anlagen sein werden und ob sie Infraschall erzeugen, sagt das Schreiben von Soltau und Heidorn, dass die leisesten Anlagen in ihrer Klasse ausgesucht worden seien. Diese würden die vorgeschriebenen Schallemissionsgrenzen sicher einhalten und diese auch erst ab 5 Windstärken erreichen. Angesichts der jetzt schon vorhandenen Umweltgeräusche, etwa von den umliegenden Autobahnen oder auch vom Lärm überfliegender Flugzeuge und Helikopter sowie Gewerbelärm würden diese neuen Windräder ohnehin nur aus allernächster Nähe zu hören sein. Auch zum Problem des Infraschalls gibt das Anwohnerschreiben Entwarnung: »Messungen an Windenergieanlagen verschiedener Anlagengrößen ergeben, dass der natürlich vorhandene Infraschallpegel durch die Anlagen nicht erhöht wird.«

Zur nervigen Höhenbefeuerung, die für WKA ab 100 Metern Nabenhöhe Vorschrift ist, informiert das Schreiben, dass auf die althergebrachten 2000-Candela-Leuchten verzichtet und stattdessen synchronisierte 100-Candela, bis auf 10 Candela dimmbare Leuchten zum Einsatz kommen sollen. Diese sollten auf bedarfsgerechte Befeuerung umgerüstet werden, sobald diese vom Gesetzgeber zugelassen ist. Die leuchtet nur dann, wenn Flugverkehr in der Nähe ist.

Zu den weiteren, teilweise emotional besetzten Aspekten wie Schattenschlag und allgemeine optische Auswirkung wiederholt das Schreiben die auch in den diversen Informationsveranstaltungen gegebenen Informationen und Hinweise auf gesetzliche Vorschriften und in Sachen Abstand zur Wohnbebauung die gemachten Ansagen zu den Hamburg-spezifischen Regelungen. Auf die »kulturlandschaftsverträgliche« Ausgestaltung des Repowering, wie sie bspw. die Vier- und Marschländer CDU-Politiker, aber auch Bürgerinitiativen und Politiker bundesweit fordern, geht das Schreiben nicht ein. Diese wurde allerdings auch noch nie näher definiert und so bleibt die »Kulturlandschaftsverträglichkeit« in einem Areal, in dem seit fast 20 Jahren zahlreiche Windräder herumstehen, zunächst auf dem Niveau eines nebulösen Totschlagarguments. Ein Übereinkommen darüber, was konkret in den Vier- und Marschlanden »kulturlandschaftsverträglich« ist, müsste erarbeitet werden und dann auch andere »Überbauung« wie z.B. Stromtrassen, Logistikzentren oder auch Biogasmeiler einbeziehen.

Abschließend machen Soltau und Heidorn auf die Möglichkeit aufmerksam, sich am Repowering zu beteiligen und dadurch auch finanziell zu profitieren. Von etwa 4 bis 5 Prozent Rendite, schätzt Heidorn, könne zu den derzeitigen Bedingungen ausgegangen werden. Konkrete Modalitäten können vorgestellt werden, »sobald das derzeit laufende Genehmigungsverfahren durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt abgeschlossen und durch den Senat und die Bürgerschaft verabschiedet ist.«

»Aus Verantwortung für unsere Umwelt, unsere Mitbürger, Kinder und Enkel wehren wir uns gegen diese Pläne.«, schreibt die BI-W-Ag in dem Flugblatt, das sie in der Altengammer Schule hatte liegen lassen. Und auch: »Wir haben erfahren, dass Hamburg derzeit genügend Strom produziert.«, um daraus dann abzuleiten, dass mit dem zusätzlich erzeugten und dann verkauften Windstrom Geschäfte auf dem Rücken der Landbevölkerung gemacht werden sollen. Abgesehen von der falschen Behauptung, dass Hamburg derzeit genügend Strom produziere, stimmt es auch nicht, dass die kleinen Endverbraucher wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energie höhere Strompreise bezahlen müssen. Dies ist nachweislich Propaganda der Atom-Industrie, wie z.B. Jan auf contratom schreibt.

Die Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Kinder muss definitiv in der zukünftigen Verhinderung weiterer radioaktiver Verstrahlung liegen und man kann nur hoffen, dass es dafür nicht auch schon zu spät ist. So wie für die Kinder von Pripjat oder die Kinder von Fukushima oder die leukämiekranken Kinder in der Elbmarsch... oder auch ganz einfach den Wald, in dem auch unsere Kinder noch Erholung finden sollten...

Der rote Wald in der Nähe von Tschernobyl, Ukraine, gefährlich verstrahlt für Jahrtausende
Hier wird nie wieder ein Mensch freiwillig spazieren gehen: Der rote Wald in der Nähe von Tschernobyl, Ukraine, gefährlich verstrahlt für Jahrtausende.
Foto: Timm Suess

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Heiner Gronau am :

Auf der Gründungssitzung der Bürgerinitiative Windkraft Altengamme -BI-W-Ag -am 26.3. sagte Klaus Soltau öffentlich nach einigen Ausführungen, dass er gern zu einem weiteren Treffen eingeladen werden möchte.Die Sichtweise der NET-Betreiber ist durch die BSU-Veranstaltungen und das Antwortschreiben an die BI-W-O bekannt. Bisher hat sich noch keine Dringlichkeit eines neuen Kontaktes zur NET ergeben. Aber die erbetene Einladung wird kommen. Heiner Gronau

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