Anbau von Nahrungsmitteln zur Energieerzeugung ist unethisch

Maispflanzen
Immer mehr Fläche fällt dem Maisanbau zur Biogasgewinnung zum Opfer
BBU: Nicht nur Biosprit und Biodiesel stoppen sondern auch die Genehmigungen für Biogasanlagen!

(Bonn, 20.08.2012) Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) schließt sich den schon vielfältigen Forderungen nach Einstellung von Produktion, sowie Import und nach einer Übergangszeit für den Verkauf des (bereits produzierten) Biosprits E 10 an. Dabei betont der BBU, dass durch den Einsatz von Biosprit keine Umweltprobleme gelöst, sondern neue
Missstände geschaffen wurden. Der Verband kritisiert dabei u. a. den Verlust von Ackerflächen für die Lebensmittelerzeugung und die Rodung von Regenwäldern, die der Gewinnung von Biosprit voran gehen.

Der BBU verweist weiterhin darauf, dass auch in Biogasanlagen in großem Maßstab Mais und anderes Getreide zu Biogas vergoren wird. Unter den gegenwärtigen Marktbedingungen, die von der Dürre in den USA und den Ernteausfällen in anderen Teilen der Welt geprägt sind, ist es ethisch nicht zu verantworten, Ethanol bzw. Pflanzenöle in Automotoren zu verbrennen. Es ist ebenfalls nicht zu verantworten, weitere Biogasanlagen zu genehmigen, in denen Mais und anderes Getreide zur Herstellung von Biogas eingesetzt wird. Die Ackerflächen in beiden Fällen müssen wieder für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden können - das ist die aktuelle drängende Herausforderung. Da die Knappheit dazu noch von Spekulanten ausgenützt wird, und die weltweiten Lagerbestände laut dem Greenpeace Agrarexperten Martin Hofstetter um beinahe die Hälfte auf 100 Millionen Tonnen geschrumpft sind, ist der Ansatz, bei den Energiepflanzen umzusteuern, der im Moment nahe liegende Ansatz.

Das geschäftsführende BBU-Vorstandsmitglied Prof. Jürgen Rochlitz betont: "Wir brauchen energiesparsame Verkehrssysteme, bei denen der Ausbau des Bus- und Bahnverkehrs Vorrang vor dem Autoverkehr und Straßenbau haben muss. Und wir brauchen eine umweltfreundliche, dezentrale Energieversorgung, die nicht zur Verknappung der weltweiten Lebensmittelvorräte beiträgt."

Bio(Agro)gasanlagen sind aus Sicht des BBU nur dann akzeptabel, wenn alle Eingangsstoffe wie etwa Gülle oder Fruchtreste aus der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft stammen. Eine spezielle Anbauwirtschaft zur Versorgung von Agrogasanlagen führt jedoch nicht nur zu großflächigen Monokulturen an Mais ohne jeden Fruchtwechsel, sondern im Gefolge davon zu Preissteigerungen bei Nahrungsmittel-Getreide und Feldfrüchten, zu Steigerungen der Preise und Pachten für Ackerland, sowie zu vermehrtem Umbruch von Grünland.

Prof. Jürgen Rochlitz fordert: „Wir müssen durch ein Ausbaumoratorium bei Biogasanlagen eine gefährliche Entwicklung stoppen. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und den Nachweis der Nachhaltigkeit, d.h. den Nachweis, dass keine Energievergeudung erfolgt, andernfalls sind Agrogasanlagen eine totale Fehlentwicklung.“

Umwelt- und sozialpolitisches Engagement unterstützen!

Zur Finanzierung seines Engagements bittet der BBU um Spenden aus den Reihen der Bevölkerung. Spendenkonto: BBU, Sparkasse Bonn, BLZ 37050198, Kontonummer: 19002666.

Informationen über den BBU und seine Aktivitäten gibt es im Internet unter www.bbu-online.de; telefonisch unter 0228-214032. Die Facebook-Adresse lautet www.facebook.com/BBU72. Postanschrift: BBU, Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn.

Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken. Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung und für
umweltfreundliche Energiequellen.

UPDATE 25.10.2012:

Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen lautet der Rat des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau -- Nach Ansicht des Umweltbundesamtes sollte die energetische Nutzung von Anbaubiomasse inklusive Rohholz nicht weiter ausgebaut werden. "Die Landnutzung ist global noch weit davon entfernt, nachhaltig zu sein. Böden werden übernutzt, Natur wird zerstört und gleichzeitig hungern eine Milliarde Menschen. Diese Missstände müssen dringend beseitigt werden", erklärte UBA-Chef Jochen Flasbarth bei der Vorstellung des Positionspapieres "Globale Landflächen und Biomasse nachhaltig und ressourcenschonend nutzen".

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Harald Schmidt am :

Moin!
Ein Punkt, der bei den Betreibern (und den genehmigenden Behörden) von Biogasanlagen (hier die Herrling-Group)unbedingt mehr Beachtung finden muß, ist der Lärmschutz.
Wir wohnen in direkter Nähe zu der Biogasanlage der Herrling-Group am Vorderdeich und sind seit Herbst letzten Jahres, nur unterbrochen durch kurze Betriebspausen der Anlage, Tag und Nacht einem Lärmpegel von ca. 40 dB(A) +/- 5 db(A) ausgesetzt.
Auch die Absenkung des zulässigen Grenzwertes von 45 db(A) auf 39 db(A) änderte nichts an der Lärmbelastung.
Wir werden jetzt zusätzlich durch einen Dauerton im unterem Frequenzbereich belästigt.
Der Dauerton ist auch bei geschlossenem Fenster im Schlafbereich durchdringend und deutlich zu hören.
Da es sich bei Schlafräumen um "Schutzwürdige Räume" handelt, werde ich noch einmal eine Messung durch die BSU anregen.

Anmerkung: Die letzte massive Ruhestörung (...noch ohne tieffrequenten Dauerton...) hatten wir hier am 19.08.2012 um 22:45 und wurde der Polizei Bergedorf gemeldet.

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