Vertiefte Elbe: Todesfalle für Wasserbewohner

Tote Fische in sauerstoffarmem Gewässer
Wenn das Flusswasser zu wenig Sauerstoff enthält, verenden die Fische darin. (Symbolfoto: soebe)
Seit dem 1. August 2012 sind die Sauerstoffgehalte im Wasser des Hamburger Hafens unter 6 Milligramm pro Liter (mg/l) gefallen. Ab dem 24. August vermelden die Messstationen Seemannshöft und Blankenese einen Sauerstoffgehalt unter der fischkritischen Grenze von 3,0 mg/l, so meldet der Förderkreis »Rettet die Elbe e.V.«. Demnach ist der gesamte Hafen ist für Fische eine tödliche Zone bzw. ein unüberwindliches Hindernis bei ihren Wanderungen, sagen die Vereinssprecher Herbert Nix und Dr. Klaus Baumgardt, und weiter: »Ungeachtet der schlechten Situation in der Elbe lässt die Hamburg Port Authority seit dem 30. August 2012 in Höhe Nienstedten Baggerarbeiten durchführen. Obwohl die HPA mit der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) vereinbart hat, alle Baggereinsätze vorab der BSU zu melden und bei Sauerstoffkonzentrationen unter 4 mg/l die Baggerei auszusetzen, bekümmert dies weder HPA noch BSU nach dem Motto legal, illegal, scheißegal.«

Seit der letzten Elbvertiefung 1999 hat sich der Sauerstoffhaushalt in der Elbe bei Hamburg verschlechtert. Die Algen, die in der Elbe oberhalb Hamburgs wachsen und das Wasser mit Sauerstoff anreichern, sterben durch die Dunkelheit des seeschifftiefen Gewässers und aus Mangel an Flachwasser-Lebensraum. Statt Sauerstoff zu produzieren, wird beim Abbau der toten Biomasse Sauerstoff verbraucht. Sedimente, die von der »Tidepumpe« seit der letzten Elbvertiefung verstärkt stromauf transportiert werden, verstopfen in immer kürzeren Abständen Hafenbecken und Fahrrinne. HPA baggert verzeifelt dagegen an. Für den Förderkreis ist eindeutig: Die Stadt Hamburg ist durch die wiederholten Elbvertiefungen selbst verantwortlich für die Misere.

Zur Enlastung könnten zusätzliche Flachwassergebiete beitragen. So fordert auch der Förderkreis »Rettet die Elbe«, das Bett der Alten Süderelbe von Moorburg bis zum Köhlfleet als Bypass zum Hafen wieder herzustellen und schlägt ein zweites Sperrwerk am Südende der Billwerder Bucht vor. Denn würde diese wieder von der Tide durchströmt und als Flachwasser freigehalten werden, dann könnten sich hier Algen und ihre Sauerstoffproduktion regenieren. Fische und andere Flusslebewesen könnten sich dorthin zurückziehen. Außerdem hätte das wirtschaftliche Vorteile: »Der Turbolader der Tidepumpe würde ausgeschaltet und so HPA eine Menge Baggerei ersparen«, meinen die Experten vom Förderkreis »Rettet die Elbe«, »aber in der Wirtschaftsbehörde wird dagegen mit Hochdruck an der weiteren Elbvertiefung gearbeitet. Das wird den Fluss Elbe endgültig ersticken.«

Quelle: Förderkreis »Rettet die Elbe« e.V.

Das Sauerstoffloch verstehen: Fachinformation beim Förderkreis

Trackbacks

Trackback-URL für diesen Eintrag

Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält die Trackback-URI zu diesem Eintrag. Sie können diese URI benutzen, um Ping- und Trackbacks von Ihrem eigenen Blog zu diesem Eintrag zu schicken. Um den Link zu kopieren, klicken Sie ihn mit der rechten Maustaste an und wählen "Verknüpfung kopieren" im Internet Explorer oder "Linkadresse kopieren" in Mozilla/Firefox.

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Noch keine Kommentare

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.