... ein Apfelbäumchen pflanzen

Neu gepflanzter Vierländer Wohlschmecker, im Hintergrund der Eggers'sche Hof in der Ohe
Neu gepflanzter Vierländer Wohlschmecker, im Hintergrund der Eggers'sche Hof in der Ohe
26. Oktober 2012, ein klarer, kalter Herbsttag, noch zwei Tage bis Vollmond: Einen guten Zeitpunkt zum Bäumepflanzen haben Angelika und Walter Melau aus Neuengamme ausgesucht. Hier an dem Weg, der vom Hof Eggers nach Süden in Richtung Kraueler Bahndamm wegführt, haben sie heute eine Streuobsthalballee angelegt. Jetzt bilden lauter historische Obstsorten, Äpfel und Birnen zumeist, aber auch Steinobst wie eine Kornellkirsche, eine Mirabelle und Zwetschgen, eine Halballee von einigen Hundert Metern Länge. Der »Vierländer Wohlschmecker« ist der erste »Neue« vom Hof aus gesehen, er steht zwischen den einzigen beiden alten Obstbäumen dort, einer Kochbirne und einer »Bürgermeister«.

Jetzt können die jungen Bäume, fachgerecht beschnitten und festgebunden und mit Verbissschutz versehen, in Ruhe überwintern und anwachsen. Noch ist der Weg, den sie schon im nächsten Frühling mit ihrer Blütenpracht verschönern werden, unbefestigt und von den Stollenrädern der Landmaschinen recht unwegsam für Fußgänger und Radfahrer. Doch er soll schon bald, rechtzeitig zur Eröffnung der Internationalen Gartenschau im kommenden März, an den »Rundwanderweg Zollenspieker« angeschlossen sein. Dann kann man trockenen Fußes oder mit dem Rad die Bäume besuchen, die die Melaus auf dem Land der Familien Eggers und Beeken in der urwüchsigen Ohe ausgesetzt haben.

Zwei Wochen lang hatte Walter Melau Pflanzlöcher gebuddelt – 31 an der Zahl, in einer Reihe längs dem Weg zwischen dem Krauel und Hof Eggers in der Ohe und mit ausreichendem Abstand, weil einige der gepflanzten Bäume werden recht ausladende Kronen bekommen werden.

Obstbaumpflanzen
Angelika und Walter Melau und Klaus Wreth beim Obstbaumpflanzen in der Ohe.
Pflanzliste der Streuobstallee in der Ohe.
Die Pflanzliste dokumentiert die gepflanzten Sorten.
Pünktlich am 25. Oktober wurden die Setzlinge geliefert: 27 unterschiedliche Sorten Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen... Sie lagen über Nacht im Graben, der sogar etwas Wasser führte. Am nächsten Tag wurden die Bäumchen gesetzt. Angelika und Walter hatten einen ganzen Tag Zeit und einige Helfer wie zum Beispiel Dirk Witt aus Billwerder oder auch Klaus Wreth, der wie Walter als Ehrenamtlicher bei der Bergedorfer Tafel arbeitet. Als der Abend sich senkte, standen alle 27 Bäumchen kerzengerade in einer Reihe, die Wurzeln im zuvor ausgehobenen Klei, der mit Kompostdünger angereichert wurde, zwischen je zwei Pfosten festgebunden, gegen Wildverbiss geschützt und die Bodenplatte formvollendet mit einem kreisrunden Gießring versehen. 4 nachzuliefernde Setzlinge würden sich später einreihen.

Obstsorten wurden von jeher in der Region gezüchtet und gehören zum Kulturerbe. »Seit Jahrhunderten werden an der Elbe – vom Wendland über die Vierlande bei Hamburg bis in das Alte Land rund um Stade – Obstbäume kultiviert. Es wurden gezielt Sorten entwickelt und gezüchtet, die sich Boden und Klima gut anpassen. Gerade diese alten Obstsorten haben eine große Anzahl guter Eigenschaften wie aromatischen Ge­schmack und Widerstandsfähigkeit gegen Wetter und Schädlinge. Da­ über hinaus stellen sie einen Teil des Kulturerbes dar, das nicht in Vergessenheit geraten darf.«, schreibt Hermann Timmann in seinem Aufsatz »Ruhm aus Kirchwerder, Wohl­schmecker aus Vierlanden«, der im neu aufgelegten Band 1 des Dreiteilers »Vierlande« des Kultur- und Geschichtskontors abgedruckt ist.

»Wir haben sonst keinen, dem wir etwas hinterlassen können. Also möchten wir der Nachwelt diese Obstbäume vererben.«, sagten Angelika und Walter Melau schlicht und ergreifend über dieses, ihr Projekt, das sie komplett selbst finanziert haben.

Frisch angepflanzte Streuobst-Halballee in der Ohe, Kirchwerder
Frisch angepflanzte Streuobst-Halballee in der Ohe, Kirchwerder


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