Wassermangel: Tideelbe in Atemnot

Tote Fische in sauerstoffarmem Gewässer
Wenn das Flusswasser zu wenig Sauerstoff enthält, stirbt das Leben darin. (Symbolfoto: soebe)
Hohe Temperaturen, viel Biomasse und wenig Wasser von oben führen zu bedrohlichem Sauerstoffmangel in der unteren Tideelbe und im Hamburger Hafen. Die vertiefte Fahrrinne verstärkt das Problem, sagt das Bündnis Tideelbe (BUND, NABU und WWF) und fordert: Weitere Vertiefung der Tideelbe nicht genehmigungsfähig! Dass der Sauerstoffmangel hauptsächlich vom zu geringen Zufluss von Oberwasser bedingt ist, meint das Bündnis »Rettet die Elbe« e.V. und fordert, den Zufluss von Oberwasser nicht zu stark zu drosseln, um den Sauerstoffgehalt des Hafenwassers in vitalen Grenzen zu halten.

Das Aktionsbündnis “Lebendige Tideelbe“, zu der sich BUND, NABU und WWF zusammengeschlossen haben, warnt vor einer weiteren Destabilisierung des Gewässersystems: »Innerhalb von nur wenigen Tagen rutschte der Sauerstoffgehalt der Tideelbe (Station Seemanshöft, WGMN) von mehr als 6 mg/l auf unter 3 mg. Bereits Sauerstoffverhältnisse unter 4 mg pro Liter wirken sich negativ auf Fische aus – sie bekommen schlichtweg keine Luft mehr.

Hohe Nährstoffeinträge im Zusammenspiel mit sommerlichen Temperaturen verstärken derzeit das Problem, das seit der letzten Elbvertiefung 1999 fast jährlich zu beobachten ist. Regelmäßig werden unterhalb des Hamburger Hafens in den Sommermonaten Sauerstofflöcher gemessen, die vor allem die Fischfauna schädigen. Das Bündnis rechnet damit, dass die Sauerstoffwerte in den nächsten Tagen noch weiter sinken. „Die nächste Elbvertiefung würde mit schwerwiegenden Veränderungen des Gewässers einhergehen und das Sauerstoffproblem zusätzlich verstärken. Dies ist mit den Vorgaben des Europäischen Wasserrechts nicht vereinbar“, so Manfred Braasch vom BUND.

Die Klage des Aktionsbündnisses gegen die Elbvertiefung ist derzeit beim Bundesverwaltungsgericht anhängig. Wegen der Vorlage grundsätzlicher europäischer Wasserrechtsfragen im parallelen Weserverfahren durch das Bundesverwaltungsgericht beim Europäischen Gerichtshof rechnet das Aktionsbündnis damit, dass sich auch die Entscheidung bezüglich der Elbvertiefung weiter verzögern wird.«

Update 28.07.2013:
Gegen die Elbvertiefung gibt es viele Argumente und Besorgnisse, für die Elbvertiefung sprechen wirtschaftliche Argumente. Für den akuten Sauerstoffmangel gibt es aber noch einen ganz anderen Grund als bisherige und zukünftige Vertiefungen der Fahrrinne: Die Tatsache, dass jetzt im Sommer zu wenig Wasser den Fluss hinab fließt, weil die Oberlieger zu viel Wasser für sich behalten. Dies erklärt der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV in seiner Pressemitteilung von gestern und tritt gleichzeitig (Achtung! Satire!) für die nächste Elbvertiefung ein:

»*Die Oberlieger müssen Wasser spenden! Das Sauerstoffloch darf dem Hafen nicht schaden*

Endlich einmal floss in diesem Jahr reichlich Wasser durch die Elbe, so dass der Hafen gründlich durchgespült wurde. In der Oberelbe konnten die Algen sich nicht entfalten, im Hafen konnte keine “Sekundärverschmutzung“ auftreten, und belastete Sedimente mussten nicht gebaggert werden, sondern die Elbe transportierte sie kostenlos in die Nordsee.

Doch nun drehen die Oberlieger den Hahn wieder zu. Nur noch 500 Kubikmeter pro Sekunde strömen in den Hafen statt 1.000, wie noch vor zwei Wochen. Im trägen Fluss wuchern Algen, die im Hafen absterben, und dann unter Verbrauch von Sauerstoff zersetzt werden. Die Sauerstoffkonzentration im Hafen ist unter die kritische Grenze von 3 Milligramm pro Liter gefallen.

Wenn die Bundesverwaltungsrichter in Leipzig der verantwortungslosen Propaganda der sogenannten Umweltschützer erliegen, könnten sie das Sauerstoffloch als verbotene Verschlechterung der Gewässerqualität betrachten und deswegen die Elbvertiefung verbieten. Doch die Elbvertiefung ist eine Überlebensfrage unser aller Wirtschaft. Herr Bürgermeister Scholz, nun müssen Sie das Sauerstoffloch zur Chefsache machen! Stoßen Sie ihren Kollegen in den neuen Bundesländern und Tschechien Bescheid, dass der Hafen und sein guter ökologischer Ruf im gemeinsamen Interesse, ja der Verantwortung aller liegen.

Öffnet die Schleusen!
Hoch das Wasser!«

Detaillierte Ergebnisse zum Sauerstoffgehalt im Hamburger Hafen sind hier zum Download [PDF].

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