Bundesfest der Vierländer Schützenvereine 2011

"Hoch dem Schützenkönig" (CC-BY C.Schomann)Das Bundesfest der Vierländer Schützen fand am 4. Juni 2011 statt. Ausrichter war dieses Jahr der «Schießklub Tell» vom Kiebitzdeich, deswegen startete der Festumzug am Kiebitzdeich, pünktlich um 18 Uhr. Bis zur Proklamation der neuen Majestäten um kurz nach 22 Uhr feierten Hunderte von Schützen und Schützenschwestern mit Freunden und Familie ausgelassen in der Gaststätte «Zum Elbdeich» bei Helga und Udo Voß.

Keine Mühe gescheut hatten die Anwohner zu Ehren ihres Schützenvereins und den Kiebitzdeich festlich geschmückt.

Straßenschmuck Schützenmarsch Kiebitzdeich 2011 (CC-BY C.Schomann)
Sogar zwei Spielzeuggewehre, montiert auf einer grün-weiß bemalten Stange, überspannten den Deich.



Kiebitzdeich, geschmückt zum Marsch der Bundesschützen am 4. Juni 2011 (CC-BY C.Schomann)
Wimpel in Grün und Weiß, den Vierländer Farben, gaben dem Kiebitzdeich ein festliches Aussehen.



Aufstellung zum Marsch des Vierländer Schützenbundes 2011 (CC-BY C.Schomann)
Diese Kameraden sammelten sich erstmal im Schatten der Bäume am Jean-Dolidier-Weg.


Vom Neuengammer Heerweg marschierten die Schützenvereine des Vierländer Bundes – «SC Seefeld», «SC Zentrum», «SC Diana», «SC Wraust», «SC Dalbeck» und «SK Tell» mit zünftiger Marschmusik der Spielmannszüge Warwisch und «Vierlandria» den Kiebitzdeich hinauf, über den Hauptdeich bis zum Neuengammer Hausdeich 2.

Dort wurden sie von den Damen des «SK Tell» erwartet, die für ihre Schützenbrüder und -schwestern Spalier standen. Im Festsaal begrüßte Gunnar Diekmann, 1. Vorsitzender des «SK Tell» alle Anwesenden und übergab anschließend das Mikrofon an Oliver Budig.

Der gab den Hofstaat der Kinder bekannt. Dessen Mitglieder kommen dieses Jahr alle vom «SC Wraust»: Christoph Neben ist Bundesjugendkönig, seine Ritter sind Mario Timmann und Kevin Lindner.

Bis zur Proklamation der erwachsenen Majestäten vergingen viele Stunden beim Tanzvergnügen, zu dem DJ Ingo flotte Rhythmen auflegte. Die Stimmung war gut, das Bier floß in Strömen und lockerte manch einem die Zunge.

Kurz nach 22 Uhr wurde es dann noch einmal förmlich. Der Vorstand des ausrichtenden «SK Tell» trat vor die Bühne, Zettel in der Hand, und Elke Scheel, 1. Vorsitzende der Damenriege, eröffnete die Proklamation.

Vorstand des «Schießklub Tell» beim Bundesfest 2011 (CC-BY C.Schomann)
Der Vorstand des «Schießklub Tell» beim Bundesfest der Vierländer Schützen 2011 (v.l.n.r.): Gunnar Diekmann, Oliver Budig, Elke Scheel und Mareike Schröder.


An die 200 Schützinnen und Schützen hatten um einen der majestätischen Ränge geschossen. Das war weniger als in den Jahren zuvor. Die Popularität der Schützenvereine sinkt seit Jahren allgemein, auch in den Vierlanden. «Ich weiß noch, wie wir manchmal bis nach Mitternacht mit dem Auszählen beschäftigt waren.», berichtete Elke Scheel und machte es spannend bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse. «Dieses Mal waren wir nach einer Stunde fertig und mussten noch einen Klönschnack anhängen, damit sich der Abend überhaupt gelohnt hat.»

Dann verkündete sie die Ergebnisse der Damen, die geschossen hatten:

Die besten Damenmannschaften kamen von den Vereinen «SKTell», «SC Seefeld» und «SC Wraust». Die Besten der Besten waren hier SK Tell 1 mit den Schützinnen Sigrid Stemmann, Karin Otte, Elke Scheel und Mareike Schröder. Das Wanderteller-Schießen gewannen die Damen vom «SC Wraust». Beste Einzelschützinnen waren Angelika Witten vom «SC Seefeld» und Karin Otte vom «SK Tell» – sie sind jetzt die amtierenden Hofdamen – und Jasmin Bösang vom «SC Seefeld», die Bundeskönigin 2011.

Bundeskönigin 2011 ist Jasmine Bösang vom SC Seefeld. (CC-BY C.Schomann)
Bundeskönigin 2011 ist Jasmine Bösang vom SC Seefeld. Mit im Bild (v.r.n.l.): Elke Scheel, Mareike Schröder und Karin Otte vom SK Tell.


Gunnar Diekmann gab die Ergebnisse der Männer bekannt:

Die besten Mannschaften kamen wie bei den Damen von den Vereinen Vereine «SKTell», «SC Seefeld» und «SC Wraust». Marco Schröder vom «SK Tell» und Wolfgang Voß vom «SC Vierlandria» wurden 1. und 2. Ritter und Bundeskönig 2011 ist André Hermans vom «SC Zentrum».

Bundeskönige Thomas Niese und Andre Hermans bei der Übergabe der Königswürde. (CC-BY C.Schomann)
Der Bundeskönig 2010, Thomas Niese vom SC Seefeld, gratuliert dem neuen Bundeskönig, André Hermans vom SC Zentrum, und wird ihm gleich die Königskette umhängen.


Die Proklamation wurde von tosendem Jubel begleitet, jedesmal, wenn ein Pokal an die Damen oder eine der Scheiben an die Herren übergeben wurde, die der Ehrenvorsitzende Hans Stemmann schön gestaltet hatte. Anschließend tanzten der König und die Königin mit ihren Partnern zur Musik von DJ Ingo und das Vergnügen ging bis weiter nach Mitternacht. Mit einem gesanglich untermalten «Lagerfeuer»¹ im Saal beendeten ungefähr 12 Hartgesottene, die bis zum Schluss geblieben waren.

Über den ausrichtenden Verein «Schießklub Tell von 1928 e.V.»: Der Namensvetter des Vereins, Wilhelm Tell aus dem Schweizer Kanton Uri, war Symbolfigur für Freiheitswillen gegen die damalige Habsburger Obrigkeit. Seine Waffe war die Armbrust, die er so sicher beherrschte, dass er seinem eigenen Sohn einen Apfel vom Kopf schoss und dem Kind dabei kein Haar krümmte. Berühmt wurde Wilhelm Tell durch Friedrich Schillers Drama «Wilhelm Tell». Der Name «Tell» musste während der Zwangseingliederung unter den Nationalsozialisten abgelegt werden und wurde nach 1949 wieder angenommen.

Gegründet wurde der Verein 1928 von 14 Männern von dies- und jenseits der Elbe, die nach einer Feier in Winsen Zeit hatten und noch nicht nach Hause gehen wollten: Franz Voß, Hans Heitmann, Bernhard Schröder, Henry Harden, Arthur Koops, Henry Dangers, Bernhard Neben, Hermann Sander, Wilhelm Sander, Wilhelm Voß, Jonni Behr, Emil Behr, Ernst Pfennigsdorf und Hans Hillermann. Geschossen wurde allerdings von Anfang an mit dem Luftgewehr. Heute kommt die Armbrust gelegentlich aber auch zum Einsatz: Bei den jährlichen Gastschießen beim «Unterhaltungsclub Flora» und beim Majestätenschießen beim «SC Zentrum» im August.

Das erste Vereinsbanner gab es 1933. Während des Dritten Reiches nannte sich der Verein in «Unterhaltungsklub Frohsinn» um.

Die erste richtige Uniform wurde 1965 angeschafft. 1971 gründete der Verein, bis dahin ein reiner Männerverein, eine Jugendriege. Drei Jahre später, 1974, folgte die Gründung der Damenriege. 1997 konnte der Verein das Grundstück erwerben, auf dem dann der heutige Schießstand gebaut wurde.

Seit der Gründung 1928 hat es viele Höhen und auch Tiefen gegeben, die in den Archiven und den diversen Festschriften anl. der Vereinsjubiläen dokumentiert sind. Heute ist die Zahl der Schützinnen und Schützen zwar nicht mehr so hoch wie einst, aber dennoch herrscht reges Vereinsleben. Bei Tell finden auch heute noch regelmäßig Preisskat- und -knobelabende statt (im Januar), Ostereierschießen an Gründonnerstag, das Schützenfest wird im Mai gefeiert, im September geht's zum Laternenumzug über den Kiebitzdeich und im November wird der Königsball gefeiert.

Wer mehr über den Verein erfahren möchte, kann sich hier erkundigen:
Männer und Kinder: Freitags ab 20 Uhr am Schießstand, Kiebitzdeich 201a, Tel. 723 61 26, oder bei Gunnar Diekmann, Tel. 723 56 10.
Frauen: Elke Scheel, Tel. 723 77 10

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¹ «Lagerfeuer» bedeutet: Es wird eine Decke auf dem Fußboden ausgebreitet und Kerzen darauf gestellt. Man gruppiert sich um die Decke, wer nicht mehr stehen kann, bekommt einen Stuhl, und dann geht einer mit einem Tablett mit Schnapsgläser herum. Dazu werden Lieder gesungen wie «Guten Abend, gute Nacht» oder «Gute Nacht, Freunde».

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Schützenvereine haben in Deutschland eine lange, wechselvolle Geschichte, die stark von der jeweils herrschenden politischen Lage bestimmt wurde. Zur Geschichte der Schützenvereine in Deutschland: Website der Ausstellung «Schützen-Welten», Lüdenscheid 2006/2007
http://www.schuetzenwelten-luedenscheid.de/anfang.html

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