Den Krümmel kennenlernen: Auf den Spuren Alfred Nobels...

Krümmeler Verwaltungsgebäude nach seiner Fertigstellung 1924; dahinter die Direktorenvilla (Foto: Archiv Karl Gruber)
Krümmeler Verwaltungsgebäude nach seiner Fertigstellung 1924; dahinter die Direktorenvilla (Foto: Archiv Karl Gruber)
Historischer Spaziergang über den Krümmel


Der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht e. V. lädt wieder zu einem historischen Spaziergang über das Gelände der ehemaligen Dynamitfabrik Krümmel ein, die 1865 von Alfred Nobel als Nitroglycerinfabrik gegründet wurde.

Anhand von alten Plänen und Fotos führt der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht e. V. in die Entwicklung der Sprengstofffabrik bis 1945 ein. Der Spaziergang dauert etwa 2 Stunden.
Bitte dem Wetter angemessene Kleidung und Schuhwerk beachten! Die Teilnahme ist kostenfrei, der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht e. V. freut sich über eine Spende zur Unterstützung seiner Arbeit.

Wann? 13. Mai 2012, 11 Uhr
Treffpunkt beim Hotel Krümmeler Hof/ehemaliger Krümmeler Bahnhof, Elbuferstr. 72
Um Anmeldung wird gebeten. Kontakt am Ende dieses Artikels

Nicht vergessen: Feste Schuhe und wetterfeste Kleidung!

Düneberg 185: ehemaliges Verwaltungs- und Laborgebäude; Architekt: Hermann Distel (Foto: Jochen Meder)
Düneberg 185: ehemaliges Verwaltungs- und Laborgebäude; Architekt: Hermann Distel (Foto: Jochen Meder)
Entstehung und Lage der »Ersten Dynamitfabrik der Welt«
Schwedische Geschäftsleute in Hamburg schufen die Verbindung zu dem schwedischen Erfinder und Industriellen Nobel. Für den Bau einer Nitroglycerinproduktion erwarb er zunächst ein 42 Hektar großes Gelände und wenig später auch die Konzession zur Herstellung des Sprengöls.
Die Hoffnung der Königlich-Preussisch-Herzoglichen Lauenburger Regierung, auf dem Krümmel eine einträchtige Industrieansiedlung zu schaffen, schien sich wenige Monate später mit einem schweren Explosionsunglück auf dem Fabrikgelände zu zerstören. Das Gegenteil war der Fall: Nobel setzte eine Reihe serieller Versuche zur Dämpfung des Nitroglycerin erfolgreich fort und erfand in seiner Krümmeler Fabrik das Dynamit.

Der neue Sprengstoff war verhältnismäßig sicher zu transportieren und zu handhaben, sodass er sich schnell im zivilen Sprengmittelmarkt für Bergbau-, Eisenbahnbau-, und Tunnelbau durchsetzte. Mit dem Erfolg des Dynamits weltweit expandierte auch Geesthacht - 1865 ein großes Dorf elbabwärts mit etwa 1450 Einwohnern – zu einem bedeutenden Industriestandort.
Auf dem Krümmel legte Nobel mit der »Ersten Dynamitfabrik der Welt« den Grundstein für die beeindruckende Industriegeschichte Geesthachts und für sein Vermögen, aus dessen Zinsen noch heute die Nobelpreise vergeben werden. Als historische Nachfolger befinden sich auf dem Krümmel heute das Helmholtz Zentrum, das GITZ und das Kernkraftwerk Krümmel.

Der Historische Spaziergang führt über teilweise verschlungene Wege durch den Wald zum Krümmeler Wasserturm, einem Gebäude aus dem Kriegsjahr 1916. Das Gebäude zur Wasserversorgung einer Nitrozellulosefabrik ist eines der letzten Original-Bauwerke der ehemaligen Sprengstofffabrik. Die dreißig Meter hohe, verklinkerte Stahlbetonkonstruktion des Turmes mit klarer Fassadengliederung und Kuppeldach, das sich heute malerisch und weithin sichtbar über den Wipfeln des Geestwaldes erhebt, gilt als herausragende Architekturleistung für ein Industriegebäude ihrer Zeit.

Der Architekt Hermann Distel. (Archivfoto)
Der Architekt Hermann Distel (1875-1945). (Foto aus Pawlik 2009)
Erst 2011 wurde entdeckt, dass es sich um ein Gebäude des zu seiner Zeit sehr beachteten Architekten Hermann Distel (1875 bis 1945) handelt. Hermann Distel lebte mehrere Jahrzehnte in Bergedorf und hatte dort auch sein Büro, das lange als »Distel und Grubitz« firmierte. Zahlreiche Villen in Bergedorf gehen auf die Architektenpartner zurück. Distel wurde mit einem Schlag bekannt, weil er die Ausschreibung zum Bau des Hörsaalgebäudes der Hamburger Universität gewann, dem heutigen Bibliotheksgebäude. Es folgten weitere Preise für großangelegte Zweckbauten und Distel konzentrierte sich schließlich auf den modernen Krankenhausbau. Seine Errungenschaften für diesen Bereich werden bis heute international sehr geschätzt. Wann genau Distel in Kontakt mit der Dynamit Actien Gesellschaft kam, ist nicht bekannt. Beide Verwaltungsgebäude der ehemaligen Sprengstofffabriken ( Alfred Nobel Platz und Lichterfelderstraße) sind Arbeiten von ihm. Erst nach dem Ersten Weltkrieg, 1923, stellte Hermann Distel die Nitrozellulosefabrik mit dem Wasserturm in der Zeitschrift für die Bauverwaltung vor. Im Rahmen des größenwahnsinnigen städtebaulichen Vorhabens der Nationalsozialisten für eine neue Hauptstadt „Germania“ des „tausendjährigen Reiches“ war Distel für den Bau des Universitätsklinikums beauftragt. 1945 - als das »tausendjährige Reich« nach 12 Jahren beendet wurde - wurde das Bergedorfer Architekturbüro Distels von einer Bombe zerstört, Distel selber erlitt wenig später einen Schlaganfall.

Der Krümmeler Wasserturm (Foto: Jochen Meder)
Der Krümmeler Wasserturm (Foto: Jochen Meder)
Insgesamt besitzt die Stadt Geesthacht mit dem Kümmeler Wasserturm mindestens 7 Gebäude von Herrmann Distel. Durch die Unterschutzstellung der Distelgebäude durch die Denkmalbehörde und die Bewilligung von Sanierungsgeldern für den „Krümmeler Wasserturm“ haben das Land Schleswig-Holstein und der Bund dem historischen Gebäudebestand der Industriestadt Geesthacht einige Wertschätzung gezollt. Der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht bedauert um so mehr, dass eine Sicherung des »Krümmeler Wasserturms« trotzdem nicht zustande kam. »Der ausgesprochen interessante historische Gebäudebestand der Stadt Geesthacht ist sicher auch ein wichtiger Faktor für den Tourismus«, sagt Ulrike Neidhöfer vom Förderkreis Industriemuseum Geesthacht, die den Spaziergang führt. Aus Sicht des Förderkreises gewinnt durch die im Bau befindliche Treppe vor St. Salvatoris das dort angesetzte Distelgebäude (Pastorenhaus) an erfreulicher Bedeutung. »Schön wäre jetzt noch eine Würdigung der Industriegebäude Distels, auch wenn sie zur leidvollen Kriegsgeschichte gehören. Sie gehören im Weitesten auch zu Geesthachts Geschichte, die mit Alfred Nobel verbindet.« so Neidhöfer.

Der historische Spaziergang führt an Gebäuderuinen vorbei, an denen Erklärungen über die Produktion im Werk gegeben werden. Am Geesthang oberhalb des Kernkraftwerkes entlang geht die Führung vorbei bis zum Gartenplatz des früheren Direktorenwohnhauses, der vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde. Das Direktorenwohnhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde 1924 rückgebaut und an seine Stelle trat ein neues Verwaltungsgebäude, das im Zentrum des Nobelplatzes zu sehen ist.

Anmeldung erforderlich unter 04152-8877840 – es wird nur zurückgerufen, wenn der Spaziergang voll ist!

Quelle: Förderkreis Industriemuseum Geesthacht e. V.


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