Differenzierte Windkraftdiskussionen in den Vier- und Marschlanden

Altengamme: Plakate gegen die Erhöhung der Windkraftanlagen
Nun auch in Altengamme: Plakate gegen die Erhöhung der Windkraftanlagen hinter dem Gartenzaun
Selten hat ein Thema hat die Gemüter hier im Landgebiet so erregt wie die geplante Erweiterung der Windenergiegewinnung zwischen Horster Damm und Elversweg. Auch nach drei ausführlichen Informationsveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern, die die Planbehörde in den letzten Wochen durchgeführt hat, ist der Protest der Gegner des Repowering weiterhin deutlich vernehmbar.

Eine Beruhigung der Diskussion oder gar ein Konsens scheint weiter entfernt denn je seit der ersten Plandiskussion im Spätherbst 2010. In Altengamme hat sich am letzten Montag die dritte Bürgerinitiative gegründet. Nun haben alle drei Windparks im Landgebiet ihre eigene BI. Alle drei fordern einen Mindestabstand von 1500 Metern zum nächsten Haus, alle drei äußern Bedenken wegen Schall und Schatten und alle drei sind äußerst negativ beeindruckt vom Anblick der Windräder in den Projektionen.

»Es ist deutlich geworden, dass nach wie vor aber erhebliche Vorbehalte gegen die Errichtung von Windrädern in den Vier- und Marschlanden bestehen.«, schrieb die Bergedorfer Verwaltung letzten Montag. Sie hat den schon fest geplanten »2. Runden Tisch« deshalb und auch mangels neuer Erkenntnisse und wegen weiterem Klärungsbedarf mit der Planbehörde auf unabsehbare Zeit verschoben.

Die CDU beteiligt sich aktiv an der Diskussion und führt demnächst eine eigene Info-Veranstaltung zur Energiewende durch. Dazu hat sie die Ex-Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach gewinnen können und lädt am 13. April alle Interessierten ins Lichtwarkhaus ein.

Und anscheinend auf eigene Initiative tritt Frau Dr. Birgit Mieding auf den Plan, freiberufliche Klima- und Umweltreferentin und ihres Zeichens Kommunikationsprofi. Mieding lebt selbst in Ochsenwerder, mit den Windrädern in Sichtweite. Sie bietet an zu helfen, dass ein »ehrlicher Dialog zwischen allen Beteiligten« entsteht, aus der am Ende alle zufrieden heraus gehen, eine Art Mediation also.

An den Deichen, auf den Höfen indes schüttelt so mancher Nachbar den Kopf und versteht den Aufstand nicht. Der erste findet die Windräder überhaupt nicht störend, der nächste ist der Auffassung, dass jeder, auch unser Landgebiet seinen Beitrag beim Atomausstieg leisten muss. Ein weiterer mag das Kulturlandschaft-Argument nicht gelten lassen, weil die ganze Marsch hier sowieso menschgemacht, also künstlich ist. Man solle doch die Kirche im Dorf lassen und, in Anspielung auf Plakate und verteilten Flyern, nicht so tun, als sollten die neuen Windräder direkt auf dem Kirchhof stehen. Noch ein anderer fragt, warum nur 100 Meter Nabenhöhe, warum nicht mehr und ein deutliches Zeichen gegen die Atomkraft setzen. Und ein Landwirt, er hat seinen Hof am Altengammer Hausdeich, meinte am Montag auf der Sitzung der BI Altengamme: »Ich glaube, ich bin hier auf der falschen Veranstaltung. Ich habe Land und ich hätte die Windräder gern näher bei mir, gerne auch so zwei, drei...«

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Festakt eröffnet Bergedorfer 850-Jahr-Jubiläum

Angela Braasch-Eggert und Dr. Christoph Krupp
Sie feierten mit den Hunderten anderen Gästen: Die stellvertretende Bezirksamtsleiterin Angela Braasch-Eggert, der Chef der Senatskanzlei Dr. Christoph Krupp und die blumige 850 vor dem Bergedorfer »Haus im Park«
Am Montag-Nachmittag ist in »Haus im Park« im Bergedorfer Gräpelweg das 850-jährige Stadtjubiläum der eigenwilligen Schönheit, die Bergedorf nun einmal ist, eröffnet worden. Dazu gönnten Bezirksamtsleiter Arne Dornquast mit seinen zahllosen Helfer und viele freundliche Sponsoren den mehr als 400 geladenen Gästen ein unterhaltsames Programm, an dem sicher mehr als 850 Stunden gefeilt, organisiert und geprobt worden war.

Die schöne Veranstaltung wurde moderiert von Anke Harnack und verziert von einer musikalischen Zeitreise von Händel, Hasse, Brahms, die Professor Hochstein und Christine Canstein entwickeltund mit dem Vokalensemble von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und den hiphoppenden Gyloh Teens. Durchbrochen wurde die Zeitreise nach Noten von fünf Reden von drei Bürgermeister und zwei Historikern. Diese gaben einen bunten Einblick in die lange Geschichte, die Bergedorf schon hinter sich hat, und waren durch humorige und ironische Einsprengsel höchst unterhaltsam. Gekrönt wurden die knapp zwei feierlichen Stunden von einer grandiosen, dreistöckigen Geburtstagstorte. Über und über mit Sahne verziert und mit schokoladenüberzogenen Eistüten, die umgekehrt auf die Torten gestellt waren wie die Zinnen einer Burg, die symbolisiert wurde von schokoladentafelgroßen Wappen aus der Zeit der »beyderstättischen Herrschaft« durch Hamburg und Lübeck – den halben Greif und die halbe Hammaburg Seit' an Seit'. Margret und Hans-Otto Lang brachten als Vierländer Paar die Torte auf die Bühne. Mit ihrer Vierländer Tracht setzten sie den farbigsten Akzent der Feierlichkeit, die soviel zum Hingucken bot, dass das mehr als ein Fotoalbum füllen könnte.

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»Naturschutz ist ein Wirtschaftsfaktor«

Jutta Blankau, Dr. Juliane Rumpf, Dr. Stefan Birkner, Dr. Hans-Heinrich Witte, Jens Meier und François Kremer
Von Hamburg, Hannover und Kiel bis nach Brüssel: Politik- und Wirtschaftsführer demonstrieren länderübergreifende Einigkeit in Sachen Tide-Elbe-Bewirtschaftung
Unter dem Motto »Gemeinsam für die Tideelbe« stellte am gestrigen Montag eine hochkarätig besetzte Runde den »Integrierten Bewirtschaftungsplan (IBP)« vor. Gemeinsam mit Hamburgs Umweltsenatorin Jutta Blankau und ihren Amtskollegen Dr. Juliane Rumpf (LMUR Schleswig-Holstein) und Dr. Stefan Birkner (Niedersachsen) freuten sich Dr. Hans-Heinrich Witte von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord, Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority, und als Gast EU-Kommissar François Kremer über den nach fünf Jahren Arbeit fertig gestellten Maßnahmenkatalog für die Tideelbe, also den 148 km langen untersten Flussabschnitt und die Elbaue von Geesthacht bis zur Nordsee.

Bei einem IBP geht es um wirtschaftsverträglichen Umweltschutz bzw. um naturverträgliche Wirtschaftsentwicklung. Der IBP Tideelbe sei unter Berücksichtigung der »Interessen der Schifffahrt, der Hafenwirtschaft, der Kommunen, der Wassersportler und Fischer, des Küstenschutzes und der Wasserwirtschaft« erarbeitet worden, erläuterte Blankau. »Der Schierlingswasserfenchel ist unser Panda-Bär!«, sagte sie weiter. Hamburg habe bereits einige der im IBP Tideelbe formulierten Maßnahmen angeschoben und ginge auch noch weiter. So sei bspw. für die »Altengammer Wiesen« ein Konzept in Auftrag gegeben worden. Mit den Worten »Working with nature - Naturschutz ist ein Wirtschaftsfaktor« illustrierte HPA-Chef Meier die zeitgemäße Entwicklung der Unterelbe. Dies schreibe der IPB Tideelbe fest. Natürlich gehe der IBP konform mit der EU-Leitlinie zur Bewirtschaftung von Ästuaren, ergänzte EU-Kommissar Kremer und lobte das Werk als Musterbeispiel für andere Flussgebiete, die in ähnlicher Weise bearbeitet werden müssten.

Der IBP Tideelbe beplant das Gebiet bis 2020. Darüber hinausgehende, schon absehbare Entwicklungen wie z.B. der Anstieg der Meeresspiegel, seien soweit möglich berücksichtigt worden, sagte Blankau. Vom geplanten Fahrrinnenausbau (Elbvertiefung) und dessen erwartbare Auswirkungen auf den Ästuar spricht der IBP hingegen nicht. Die Elbvertiefung gehöre in ein anderes Ressort, der IBP weise lediglich die vorgeschriebenen Ausgleichsflächen aus, erklärten die drei Umweltminister. Die Umweltverbände, mit denen der IPB ja auch ausgehandelt wurde, begrüßen den Plan im Grundsatz, kritisieren im selben Atemzug aber die Elbvertiefung, die den Plan quasi nutzlos mache.

Auf die unmittelbaren, möglichen Folgen der kommenden Hamburger Maßnahme am oberen Ende der Tideelbe, der Airbus-Ausgleichsmaßnahme in den Borghorster Elbwiesen, und die damit verbundenen Sorgen der Anwohner in Geesthacht-West wegen mangelndem Hochwasserschutz angesprochen, sagte Dr. Rumpf, sie habe gute Mitarbeiter, die alles geprüft und für gut befunden haben. Sie habe vollstes Vertrauen in die Expertise ihrer Mitarbeiter und es müsse sich niemand Sorgen machen.

Es folgt die Pressemitteilung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zum IBP:

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Giersch: Regionale Gemüsedelikatesse

Junge Gierschblätter auf einem TuchHier in der Elbmarsch, auf dem fetten, feuchten Boden, im lichten Schatten der noch laublosen Bäume und Büsche an Grabenkanten und anderswo, ist er einer der ersten, der zu sprießen beginnt: Der Giersch. Den meisten Gärtnern ist er ein rotes Tuch, der Inbegriff von »Unkraut« schlechthin. Der Giersch hat einen schlechten Ruf, weil er zumeist auf seine Eigenschaft als Störenfried der gärtnerischen Ordnung reduziert wird.

Völlig zu Unrecht ist seine Haupteigenschaft in Vergessenheit geraten: Als äußerst köstliches Wildgemüse dem Menschen als Nahrung zu dienen. Der Giersch, überbordend reich an Vitaminen und Mineralien, ist von feinem Geschmack und lässt sich in unzähligen Variationen zubereiten. Damit ist das »Zipperleinskraut«, wie der Giersch auch heißt, genau das Richtige für die zeitgemäße, kreative Küche, die nichts dagegen hat, ganz nach Paracelsus, die Nahrung durchaus auch als Medizin anzusehen. Im Frühjahr verzehrt, hilft er die Wintermüdigkeit auf zweierlei Art aus den Knochen zu vertreiben: Durch seine entschlackenden, anti-entzündlichen, ausgleichenden Wirkungen und dadurch, dass man sich bei der Ernte ordentlich bewegen muss. Fleißiges Ernten hilft zudem, die Gierschinvasion im eigenen Garten in Schach zu halten und ist tausendmal besser, als dem Kräutlein mit Gift zu Leibe zu rücken.

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Das Wasserwerk muss nicht für trockene Keller sorgen

Frischwasserrohr im Wasserwerk Curslack
Blau ist die Farbe der Frischwasserrohre. Hier durchragt eines den Boden in der Lobby des Wasserwerks Curslack.
Die Trinkwasserversorgung der Stadtbevölkerung, dabei Mindestwasserstände gewährleisten und die eigenen Gräben sauber halten: Das sind die Pflichten, die das Wasserwerk Curslack hat. Das Wasserwerk ist nicht für die Absenkung des oberflächennahen Wassers zuständig. Gegen Überflutungen nach Starkregenereignissen und hohe Grundwasserspiegel müssen demnach andere Maßnahmen ergriffen werden. Dies ist das Fazit der Informationen, die die Drs. Czekalla und Müller von HamburgWasser gestern im Bergedorfer Regionalausschuss referierten.

Auf Antrag mehrerer Fraktionen gaben gestern die beiden Experten der Hamburger Wasserwerke Antworten auf die zunehmend drängenden Fragen der Entwässerung in den Vierlanden. In der Politik und in der Bevölkerung existiert seit längerem der Verdacht, dass das Wasserwerk Curslack nicht genügend zur Entwässerung unternähme. Der ungewöhnlich nasse Januar hatte das Vernässungsproblem erneut aufs Tapet gebracht, als auch weite Teile von wieder Curslack unter Wasser standen.

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»Flagge zeigen gegen AKW«

Einladungsplakat der BSU am Lüttwetter
Einladungsplakat der BSU am Lüttwetter, ergänzt mit einigen Anmerkungen betroffener Bürger
Gestern Abend fand zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit eine Bürgerinformation zum Windkraft-Repowering in den Vier- und Marschlanden statt. In dieser letzten Veranstaltung dieser Art lag der Schwerpunkt auf dem Windpark in Altengamme und dem geplanten Windpark in Curslack. Die BSU hatte eingeladen und auch wie schon die beiden Male davor wieder ein Großaufgebot von Experten mitgebracht. Neben ca. 12 Behördenvertretern inkl. Staatsrat Holger Lange waren auch Vertreter der HAW, von HamburgEnergie und weiteren Institutionen ins Lichtwarkhaus gekommen. Ebenso mehr als 200 Bürger, rund 90 Prozent von ihnen betroffene Altengammer, Curslacker und Bergedorfer.

Wie schon bei den beiden vorangegangenen Veranstaltungen in Ochsenwerder und für Neuengamme hatten die Bürger im Vorfeld die Möglichkeit, ihre Fragen und Wünsche auf Kärtchen für die Metaplan-Tafeln zu schreiben. Im Unterschied zu den Ochsenwerderanern und den Neuengammern meldeten die Bürger dieses Mal einen deutlich höheren Bedarf an grundlegenden Informationen an. Außerdem, und das war neu, gab es nicht nur Fragen, Wünsche und ablehnende Bemerkungen, sondern auch Zustimmung: »Positiv: besser als "alte Energien"« hieß es da und: »Warum nicht höher? Flagge zeigen gegen AKW«.

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Wasser, Wasser, Wasser und: Politik für Kinder

Kleigraeber in Altengamme
Jahrein, jahraus halten sie Gräben sauber: Die Kleigräber, hier an einem der Fassungsgräben des Wasserwerks Curslack. Einige Arbeiten können nur von Hand getan werden, wie hier das Abmähen der steilen Uferböschungen.
Die Schuld für hohe Wasserstände im Einzugsbereich des Wasserwerks Curslack, vor allem nach starken Regenfällen oder langanhaltenden Elbhochwassern, werden von manchen Bewohnern der Vier- und Marschlande den Wasserwerken gegeben. Peter Gabriel und seine SPD-Fraktion haben nachgefragt und beantragt, einen kompetenten Referenten der Wasserwerke in eine der nächsten Sitzungen des Regionalausschusses einzuladen, der u.a. folgende Fragen beantwortet:
Stimmt diese Vermutung?
Welche Rechte und Pflichten haben die Wasserwerke, um die Wasserstände in den Gräben zu regulieren?
Besitzen die Wasserwerke ein Grabenverzeichnis?

Das Bezirksamt hat mit Dr. Christoph Czekalla von HamburgWasser den Fachmann für Auskünfte zu diesen Fragen gewinnen können; eine Gelegenheit auch für die Mitglieder verwandter Fachausschüsse, sich zu diesem vitalen Punkt des Lebens in der Elbaue zu schläuen. Dr. Czekalla will am kommenden Dienstag, 20.03.2012, ab 18 Uhr in der Schule Fünfhausen, Durchdeich 108, über die Problematik der Grund- und Oberflächenwasserstände und die Rolle des Wasserwerks Curslack dabei berichten.

Die 12. Sitzung des Regionalausschuss am Dienstag befasst sich außerdem noch mit der Nitratbelastung des Grundwassers und den Langzeitthemen Sturmflutschranke und Verkehrsführung im Fünfhausener »Op den Hoogen«. Die öffentliche Tagesordnung endet mit den Antworten, die die Politiker auf die Forderungen geben, die die mobelan-Kinder im Januar gestellt haben.

Tagesordnung Öffentlicher Teil:

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